Landeselternbeirat NRW lehnt Vorschlag des Städtetags ab

Der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen in NRW (LEB) bewertet den Vorschlag des NRW-Städtetages, die schrittweise Öffnung der Kindertagesbetreuung weiter zu verzögern, als unzumutbar für die Kinder und ihre Eltern. Kinder und Eltern erwarteten endlich Konzepte von der Landesregierung, inklusive einer groben Zeitschiene für die Umsetzung.

Lediglich 10% der Kinder sollen aktuell vom Betretungsverbot der Kinderbetreuungsangebote, welches seit dem 16. März gilt, ausgenommen werden. In einem Gespräch mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet schlug der Städtetag NRW als frühesten Termin für die Aufnahme weiterer Kinder den 18. Mai vor. Landesweite Regelungen sollten den behutsamen Einstieg ermöglichen, der idealerweise mit den Vorschulkindern beginne1.

Dieser Vorschlag ist für den LEB inakzeptabel, wies er doch schon in seinen Stellungnahmen vom 26. März und 6. April darauf hin, welche Probleme die ersatzlose Streichung der Kindertagesbetreuung für Kinder und ihre Eltern mit sich bringt2,3.

In den letzten Wochen haben sich vermehrt Fachleute gemeldet und auf die mit der Schließung verbundenen Risiken für die Kinder und die Gesellschaft hingewiesen. So befürchtet die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der nachwachsenden Generation. Auch können Jugendämter ihre Wächterfunktion als Fürsprecher der Kinder nicht adäquat wahrnehmen4. Eltern sind am Ende ihrer Kräfte und darüber hinaus!

Eine Betreuung für ALLE Kinder mit bestimmten Regelungen soll dennoch verschoben werden. Die 30 Mitglieder des Städtetages NRW schlagen eine weitere Verzögerung und die vorrangige Aufnahme einzelner Kinder in Abhängigkeit ihres Alters vor.

Es ist mir völlig unverständlich, worauf gewartet wird“, so Daniela Heimann, Vorstand LEB. Sabine Beumer, ebenfalls LEB-Mitglied, ergänzt: „Wir alle wissen seit Wochen, dass Abstand und Hygieneregeln eingehalten werden sollten, wenn man die Ausbreitung des Virus eindämmen möchte. Wo sind die Konzepte, wie dies in der Kindertagesbetreuung zukünftig bestmöglich gestaltet werden kann? Wie erhalten alle

Kinder wieder einen Zugang? Wird tageweise betreut? In Schichten? Draußen? Welche Kapazitäten stehen zur Verfügung? Wie viele Eltern wollen überhaupt eine Betreuung in Anspruch nehmen? Was wurde in den letzten Wochen auf Landesebene in den Kommunen und von den Trägern erarbeitet, während über 90% der Kinder zu Hause waren?“

Welchen Stellenwert haben frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung in Nordrhein-Westfalen, wenn sie für mindestens 90% der Kinder entfallen kann und selbst nach 7 Wochen offenbar kein dringender Handlungsbedarf gesehen wird, sie allen Kindern wieder zugänglich zu machen, wie der LEB bereits am 17. April eindringlich gefordert hat5.

Mitte März wurde den Eltern erklärt, dass sie bis zum 19. April alle wichtigen Aufgaben der Fachkräfte der Kitas oder Tagespflege spontan selbst übernehmen müssen. Kurz vor Ablauf der Frist wurde eine Erweiterung der Notbetreuung zum 23. April und 27. April offeriert und gleichzeitig das generelle Betretungsverbot bis zum 3. Mai verlängert. Die Eltern haben erwartet, dass spätestens am 30.4. ein Konzept vorgelegt wird, wie ab dem 4. Mai nun ALLE Kinder wieder einen Zugang zur frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung, Therapien und notwendigen Förderungen erhalten können. Werden sie nun wieder vertröstet?“, fragt sich Irina Prüm aus dem LEB-Beirat.

Offen ist ebenfalls, ob während der Sommerferien in diesem Jahr in jeder Kita eine Betreuung angeboten wird oder, wie vielerorts üblich, drei Wochen oder sogar mehr geschlossen wird. Für diese Zeit könnte bereits jetzt der Bedarf abgefragt werden, damit Eltern und Träger zumindest bis August eine gewisse Planungssicherheit erhalten.

Neben Verzweiflung kommt langsam Wut unter den Eltern auf: Wut darüber, dass Möbelhäuser, Autohäuser und Läden bis 800 m² unter Abstandsregeln eröffnet wurden, Frisöre folgen ab dem 4. Mai, aber für die Kinderbetreuungseinrichtungen wurde bisher lediglich geäußert, dass die Notbetreuung schrittweise geöffnet werden soll. Wann, für wen und wie, ist weiterhin unbekannt.

Mit freundlichen Grüßen,

Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen NRW

i.A. Daniela Heimann

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